Feierliche Unterzeichnung des neuen Partnerschaftsvertrags im Gebäude der Lutherischen Kirche von Ungarn in Budapest.
Bild: ELKU/Kézdi
Ungarn
Eine besondere Brücke in Europa
In Budapest wurde am Himmelfahrtstag feierlich der neue Partnerschaftsvertrag mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn unterzeichnet. „Dass wir heute diesen Vertrag unterschreiben, ist ein Zeugnis für die Welt“, so Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seiner Rede. Es waren nicht zuletzt christliche Impulse, die dazu geführt hätten, dass nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg ein gemeinsames Europa entstanden ist, in dem die Grenzen in den wirtschaftlichen Aktivitäten, in Kultur und zwischen den Menschen immer mehr an Bedeutung verloren hätten. „Das gemeinsame Europa ist und bleibt ein Zeichen dafür, dass Versöhnung zwischen früheren Konfliktparteien möglich ist. Eine historische Erfahrung, die gerade jetzt, da wir alle miteinander erschrecken über einen Krieg in Europa, den sich bis vor kurzem kaum jemand so vorstellen konnte, umso wichtiger ist“, so der Landesbischof.
Innerhalb der Europäischen Union gebe es immer wieder auch Unstimmigkeiten und Konflikte, auch zwischen den Regierungen in Deutschland und Ungarn. Bedford-Strohm: „Da ist die Gefahr groß, dass in den jeweiligen nationalen Öffentlichkeiten Bilder vom jeweils anderen entstehen, die allzu schnell auch zu Klischees werden. Ich habe in diesen Phasen unsere Kirchenpartnerschaft immer in besonderer Weise als Geschenk empfunden.“ Das gemeinsame Band sei stärker.
Den Vertrag unterzeichneten Bischof Tamas Fabiny (Bildmitte links), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Bildmitte rechts), begleitet von Landeskurator der ELKU Gergely Pröhle (Bild links) und Oberkirchenrat Michael Martin (Bild rechts). Heinrich Bedford-Strohm: "Die fröhliche Stimmung ist Ausdruck der Freude über die gewachsene Partnerschaft".
Freude über die gewachsene Partnerschaft
Im Jahr 1992 wurde die Kirchenpartnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU) offiziell geschlossen. Die Kirchen begleiten sich gegenseitig durch den Wandel der Zeiten in Europa. Mit ihren Ursprüngen noch zu Zeiten des „eisernen Vorhangs“ und dem gemeinsamen Engagement für europäische Einigung steht sie heute für ein Miteinander auf Augenhöhe, auf der europäische Fragen diskutiert werden. Standen am Anfang offizielle Kontakte auf der Ebene der Kirchenleitung und diakonische Unterstützung im Vordergrund, so hat sich der Charakter der Partnerschaft längst geändert: Kindergärten und Schulen, diakonische Werke und Gemeinden begegnen sich und veranstalten gemeinsame Seminare und Hospitationen in den Einrichtungen der Partnerkirche oder beraten gemeinsam wichtige Themen.
Aktuell ist die Zusammenarbeit für Geflüchtete aus der Ukraine ein echtes neues Erprobungsfeld für die Partnerschaft. Ein Film von Axel-Mölkner Kappl.
„In dem einen Haus Europa verschwimmen unsere Kontexte miteinander", so Oberkirchenrat Michael Martin, der das Themenfeld Ökumene in der bayerischen Landeskirche verantwortet. Durch enge wirtschaftliche Verflechtungen oder die gemeinsame Mitgliedschaft in der Europäischen Union würden bestehende Herausforderungen zu gemeinsamen Herausforderungen. „Gerade in stürmischen Zeiten und bei schwierigen Rahmenbedingungen ist die Partnerschaft besonders wichtig“, erläuterte Martin. Der Synodalpräsident der ungarischen Lutheraner, Karoly Hafenscher, ergänzte: Trotz „Höhen und Tiefen“ in den vergangenen Jahren sei die Zusammenarbeit für Bayern und Ungarn wichtig. Aktuell sei die Zusammenarbeit für Geflüchtete aus der Ukraine ein echtes neues Erprobungsfeld für die Partnerschaft.
30 Jahre mit vielen Begegnungen, Aktionen und Projekten
Die Partnerschaft der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU) besteht seit 30 Jahren. Das sind unter anderem 30 Jahre mit vielen Begegnungen, gewachsenen Freundschaften, bereichert mit kirchlichen, diakonischen und schulischen Austauschprogrammen. All dies beleuchtet dieser Film, der anlässlich der Verlängerung der Partnerschaft 2022 in einer bayerisch-ungarischen Koproduktion entstanden ist.
In den kommenden Jahren der Kirchenpartnerschaft sollen zusätzlich zu den wichtigen Beziehungen der Kirchengemeinden, Schulen und Hochschulen weitere Schwerpunkte vereinbart werden: Fokus Europa, Verantwortung, die Feindseligkeit und Entfremdung in Europa zu überwinden, Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation sowie Armutsbekämpfung. Intensiviert werden soll auch die Zusammenarbeit bei Lektoren- und Prädikantenausbildung sowie bei Praktikumseinsätzen. Michael Martin: „Gerade in stürmischen Zeiten und bei schwierigen Rahmenbedingungen ist die Partnerschaft besonders wichtig.“
30.05.2022
ELKB